Einsatzmöglichkeiten der Thermographie
Entdecke auf dieser Seite eine Auswahl der meistgenutzten Einsatzmöglichkeiten der Thermographie.
Unter anderem bei unklaren Lahmheiten kann die Thermographie helfen, die betroffene(n) Region(en) einzugrenzen, um so mögliche Ursachen aufzuspüren. Aber auch bei anderen gesundheitlichen oder verhaltensbedingten Auffälligkeiten kann die Thermographie bei der Ursachenforschung helfen.
„Vorbeugen ist besser als Heilen!“ (Christoph Wilhelm Hufeland)
Der präventive Aspekt der Thermographie wird leider immer noch zu unrecht deutlich unterschätzt. Im Rahmen des Fitness-Checks können Überlastungen erkannt werden, bevor hieraus gravierende Gewebeschäden entstehen.
Beurteilung und Optimierung des täglichen Trainings im Hinblick auf Gesunderhaltung sowie körperliche Grenzen.
Aufgrund der Wärmemuster des Pferderückens und des Sattels, die sich bereits nach einer kurzen Reiteinheit entwickeln, können Rückschlüsse auf die Passform des Sattels gezogen werden.
Durch die Thermographie können Erkenntnisse aus der klassischen Ankaufsuntersuchung (Darstellung der anatomischen Strukturen) um die Darstellung der physiologischen Vorgänge ergänzt werden.
Wenn bereits eine Verletzung vorliegt, kann mithilfe der Thermographie beurteilt werden, wie weit der Heilungsprozess bereits fortgeschritten ist.
Ursachensuche bei gesundheitlichen Problemen
Erfahrungsgemäß werden die meisten Thermographien bei lahmenden Pferden durchgeführt. Vor allem bei geringgradigen Lahmheiten ist das wohl größte Problem die korrekte Lokalisation des Bereiches, der die Beschwerden verursacht. Oftmals hat der Besitzer zwar „so ein komisches Gefühl“, jedoch sind viele Lahmheiten so diffus, dass bei einer tierärztlichen Lahmheitsuntersuchung manchmal keine ausreichende Eingrenzung vorgenommen werden kann.
Da bei den meisten Lahmheitsursachen Entzündungen (wie z.B. während aktuen Arthroseprozessen), muskuläre Probleme (z.B. Verspannungen, Verletzungen) oder Verletzungen des Sehnen- und Bandapparates eine Rolle spielen und diese entsprechende thermische Prozesse im Körper in Gange setzen, kann mithilfe der Thermographie in vielen Fällen eine Eingrenzung des problematischen Bereiches vorgenommen werden. Im Anschluss daran können dann bei der tierärztlichen Lahmheitsuntersuchung gezielt die bei der Thermographie auffälligen Bereiche näher untersucht werden.
Aber nicht nur bei der Aufdeckung von Lahmheitsursachen kann die Thermographie eingesetzt werden, sondern auch bei der Ursachenforschung für andere Verhaltensauffälligkeiten. Wenn Du eine der folgenden Fragen mit „ja“ beantworten kannst, kann eine Thermographie helfen:
- Weist Dein Pferd Bewegungsstörungen (z.B. ataktische Bewegungsmuster, Probleme beim Rückwärtslaufen) auf?
- Zeigt Dein Pferd in letzter Zeit vermehrt Taktfehler oder stolpert häufiger?
- Ist Dein Pferd ungewöhnlich triebig und antriebslos?
- Weist Dein Pferd Rittigkeitsprobleme wie z.B. Bocken, Steigen, Kopfschlagen, plötzliches Anhalten, Rückwärtslaufen oder Ablegen mit Reiter auf?
- Dein Pferd nimmt vermehrt Schonhaltungen ein oder schont wiederholt die gleichen Strukturen?
- Schlägt Dein Pferd des Öfteren oder immer in bestimmten Situationen mit dem Kopf oder ist es kopfscheu?
- Hat Dein Pferd seine Nahrungsaufnahme verändert, kaut Dein Pferd seltsam oder spuckt es plötzlich Teile seines Futters beim Fressen wieder aus?
- Reagiert Dein Pferd plötzlich in bestimmten Situationen sensibel?
- Lässt Dein Pferd an gewohnten Stellen nicht mehr anfassen?
Prävention / Fitness-Check
Dein Pferd fühlt sich beim Reiten fit und gesund an? Ihr habt im Training keine (offensichtlich) erkennbaren gesundheitlichen Probleme? Ihr seid mitten im Training und wollt demnächst an Turnieren teilnehmen?
Also eigentlich kein Grund, eine Thermographie machen zu lassen? Falsch!
Besser könnte der Zeitpunkt für eine Thermographie nicht sein, denn: Prävention ist besser als Reaktion!
Da Pferde wahre Meister der Kompensation sind, können auch bei augenscheinlich gesunden, fitten Pferden bereits geringgradige Auffälligkeiten vorliegen, die man weder mit dem menschlichen Auge noch mit anderen Untersuchungsverfahren (wie Röntgen, Ultraschall etc.) entdecken kann.
Im Gegensatz zu den anderen genannten Untersuchungsverfahren ist die Thermographie in der Lage, bereits die kleinsten Veränderungen im Körper aufzudecken, lange bevor die ersten Symptome auftreten.
Dies liegt daran, dass der Körper mit veränderten Stoffwechselaktivitäten auf körperliche Dysbalancen reagiert, welche wiederum eine Temperaturänderung zur Folge haben. Diese können dann mit Hilfe der Wärmebildkamera erfasst und ausgewertet werden (siehe auch Funktionsweise der Thermographie).
So kann die Thermographie Dir und Deinem Pferd helfen, eben diese Kompensationsmuster und Fehlhaltungen zu identifizieren, damit Du gegensteuern kannst, noch bevor sich ein (ernsthafter) Gewebeschaden wie beispielsweise ein Sehnenschaden manifestiert.
Wenn Du Dein Pferd also regelmäßig (im Freizeit-/Amateurbereich am besten 2x jährlich, im Hochleistungsbereich besser noch öfter) thermographieren lässt, können negative (aber auch positive!) Veränderungen frühzeitig erkannt werden. Das gibt Dir dann auch darüber Aufschluss, ob Dein gewählter Trainingsplan für Dein Pferd optimal ist oder Dein Pferd doch noch mal osteopathisch/physiotherapeutisch behandelt werden sollte.
Trainingsbegleitung
Beim Training unserer Pferde haben wir eine große Verantwortung ihnen gegenüber. Sie sind darauf angewiesen, dass wir beim Training ihre jeweiligen individuellen mentalen und gesundheitlichen Bedürfnisse berücksichtigen und das Training dabei so pferdegerecht und ausgewogen wie möglich gestalten.
Hast Du Dich auch schon einmal gefragt, ob Dir das in Deinem täglichen Training oder bei der Turniervorbereitung mit Deinem Pferd auch gelingt?
Folgende Fragen können bei der thermographischen Trainingsbegleitung näher betrachtet werden:
Ist das Schrittreiten/Aufwärmtraining ausreichend, um die Sehnen aufzuwärmen und korrekt auf das Training vorzubereiten?
Mit der Thermographie kann betrachtet werden, wie sich die Wärmeentwicklung in den Sehnenbereichen darstellt.
Nachdem Du Dein Schrittprogramm absolviert hast, werden die Sehnenbereiche thermographiert. So kann festgestellt werden, ob die Sehnen vor dem Beginn des eigentlichen Trainings ausreichend aufgewärmt sind oder ob die Schrittphasen zukünftig etwas länger gestaltet werden sollten. So können Sehnenverletzungen aufgrund einer nicht ausreichenden Aufwärmphase vorgebeugt werden.
Werden in der Arbeitsphase beide Seiten gleichmäßig beansprucht?
Indem man die Wärmeentwicklung beider Seiten miteinander vergleicht, kann man erkennen, ob im Training beide Seiten gleichmäßig belastet werden. Durch eine dauerhaft ungleiche Belastung im Training können langfristige Folgeschäden entstehen.
Um eine möglichst genaue Aussagekraft für Euer Training zu erhalten, sollte die Arbeitsphase möglichst genauso erfolgen, wie normalerweise auch. Dies gilt vor allem, wenn Du das Gefühl hast, dass Du auf einer Hand mehr reitest als auf der anderen. Du solltest also bei der Thermographie darauf achten, nicht plötzlich auf beiden Händen gleichmäßig zu reiten, wenn Du es im normalen Training auch nicht tust.
Wie stark sind die im Training gesetzten Trainingsreize?
Für ein planvolles, aufbauendes Training wie etwa zur Turniervorbereitung müssen alle 2 bis 3 Tage überschwellige Trainingsreize gesetzt werden. Nur so lassen sich die Muskeln, Bänder, Sehnen und Knochen langfristig aufbauen.
Sind die Trainingsreize zu niederschwellig, kommt kein Trainingsfortschritt zustande und das Pferd entwickelt sich körperlich nicht weiter. Doch setzt man zu stark überschwellige Reize, besteht die Gefahr einer ernsteren Gewebeschädigung. Daher ist es sehr wichtig zu wissen, welcher Belastung Dein Pferd in den Trainingseinheiten ausgesetzt ist.
Hat Dein Pferd ggf. gesundheitliche Probleme oder befindet sich gerade im Antrainieren nach einer Verletzung? Auch hier kann die Trainingsbegleitung dabei helfen herauszufinden, ob das Training zu dem momentanen Gesundheitszustand des Pferdes passt.
Passt der Sattel Deinem Pferd (noch)?
Darüber hinaus wird bei der Trainingsbegleitung auch die Passform des Sattels überprüft.
Lies im folgenden Abschnitt mehr über die Sattelthermographie.
Überprüfung der Sattel-passform
Kennst Du es auch? Dein Pferd hatte eine (verletzungsbedingte) Trainingspause oder die Wiesensaison hat begonnen. Vielleicht hast Du auch einfach mehr trainiert, weil bald das erste Turnier der Saison ansteht. Und dann hast Du das Gefühl, dass der Sattel irgendwie nicht mehr so richtig passt?
Oder hast Du das Gefühl, dass Dein Pferd im Rückenbereich trotz des passenden Trainings einfach nicht aufmuskelt? Ist Dein Pferd grundsätzlich gehfreudig, aber mit Sattel "klemmt" es irgendwie? Zeigt Dein Pferd Unwohlsein beim Satteln (Ohrenanlegen, Kopfschlagen, Beißen etc.)? Oder hat Dein Pferd vielleicht sogar schon Rückenschmerzen und ist beim Putzen empfindlich in der Rückenlage?
Möglicherweise passt der Sattel nicht mehr optimal.
Bei der Sattelthermographie betrachten wir zunächst den Rücken des Pferdes in Ruhe. Nach einer kurzen Reiteinheit findet dann eine erneute thermographische Betrachtung des Rückens und dann vor allem auch des Sattels statt. Anhand der Wärmemuster, die sich nach einer Reiteinheit auf dem Pferderücken und auf bzw. vielmehr unter dem Sattel abzeichnen, können Rückschlüsse auf die Sattelpassform gezogen werden:
- Klemmt der Sattel?
- Ist der Druck gleichmäßig verteilt oder gibt es für das Pferd unangenehme Druckspitzen?
- Liegt der Sattel gleichmäßig auf oder gibt es Bereiche, die nicht aufliegen?
Optimalerweise arbeite ich bei der Sattelthermographie eng mit Deinem Sattler zusammen, um für Dein Pferd und Dich die besten Ergebnisse herauszuholen.
Erweiterung der Ankaufsuntersuchung
Bei der "klassischen" Ankaufsuntersuchung werden neben der allgemeinen klinischen Untersuchung zumeist Röntgenbilder der Beine, des Rückens und/oder der Halswirbelsäule angefertigt. Die knöchernen Strukturen werden dargestellt, um degenerative Erkrankungen oder Veränderungen am Bewegungsapparat zu erkennen. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit!
Nicht alle anatomischen Probleme lassen sich über bildgebende Verfahren wie Röngten und Ultraschall darstellen. Auch das Vortraben des Pferdes im Rahmen der Lahmheitsuntersuchung kann unter Umständen falsch-negative Ergebnisse liefern. Z.B. wenn das Pferd vor lauter Aufregung einen hohen Adrenalinspiegel hat, werden geringgradige Lahmheiten oftmals nicht erkannt.
Mit Hilfe der Thermographie kann die Ankaufsuntersuchung erweitert werden, sodass man einen besseren Einblick in die tatsächliche physische Situation des Pferdes bekommt: liegen Überlastungen, muskuläre Verspannungen, Entzündungen oder Blockaden vor?
Kontrolle des Heilungs-verlaufs
Bei der Kontrolle des Heilungsverlaufes stehen die ursprünglich geschädigten Stellen im Fokus der Thermographie. Diese werden (bestenfalls) in regelmäßigen Abständen thermographiert, um den Erfolg der angewendeten Therapie beurteilen zu können. Auch nach Operationen kann die Thermographie Aufschluss darüber geben, wie gut der Operationsbereich verheilt.
Mittels der Thermographie kann auch der optimale Zeitpunkt für den Start des Reha-/Aufbautrainings bestimmt werden. Denn erst wenn die betroffenen Stellen keine auffälligen Wärmemuster mehr aufweisen, kann man davon ausgehen, dass der Körper an dieser Stelle keine vermehrte Aktivität mehr zur Behebung des Gewebeschadens aufwenden muss.
Der Zeitpunkt, zu dem man die betroffene Stelle aufgrund der Thermographie zum Training "freigibt", kann unter Umständen zeitlich (deutlich) von der Freigabe des Tierarztes abweichen. Beispielsweise können Sehnenschäden laut Ultraschall bereits ausgeheilt sein, jedoch würde man im Thermogramm noch ein auffälliges Wärmemuster erkennen.
Durch die Überprüfung des Heilungsverlaufs mittels Thermographie und der damit verbundenen optimalen Möglichkeit, den optimalen Zeitpunkt zum Start des Rehatrainings zu identifizieren, kann das Risiko für das Auftreten eines Rezidivs (d.h. Rückfalls) beim Antrainieren minimiert werden.
Zudem kann im weiteren Verlauf des Reha-Trainings die betroffene Stelle weiter beobachtet werden. So kann engmaschig kontrolliert werden, ob der Reha-Plan zum tatsächlichen Heilungsverlauf passt oder ggf. zu ambitioniert ist.
Welche Vorteile bietet die Thermographie gegenüber anderen Methoden und wo sind ihre Grenzen?
Kein Stress für Dich und das Pferd
Du musst Dein Pferd für die Thermographie nicht umständlich verladen und transportieren. Ich komme ganz einfach zu Euch an den Stall.
Geringe Kosten
Mit 150 € für eine Thermographie des kompletten Pferdes sind die Kosten im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden (z.B. Szintigrapahie) überschaubar.
Darstellung von physiologischen Vorgängen im Körper
Im Gegensatz zu den meisten anderen bildgebenden Verfahren ist die Thermographie in der Lage, die physiologischen Prozesse des Körpers darzustellen.
Lokalisation von entzündlichen Prozessen
Bei Entzündungsprozessen generiert der Körper Wärme, die über die Hautoberfläche abgesondert wird und so bei der Thermographie gemessen werden kann.
Lokalisation von minder- bzw. unterversorgten Bereichen
Bei Blockaden, Nervenschäden oder auch Thrombosen können gewisse Areale unterversorgt sein. In der Folge kühlen diese Stellen aus und können daher bei der Thermographie sichtbar gemacht werden.
Darstellung von Überlastungssituationen und Dysbalancen
Bereits bevor ein "echter" Gewebeschaden entsteht, können Überlastungssituationen und Dysbalancen in den Thermogrammen festgestellt werden. So ist die Thermographie hervorragend als Präventionsmaßnahme geeignet.
Keine genaue Diagnostik
Die Diagnostik ist den Tierärzten vorbehalten! Mithilfe der Thermographie können zwar auffällige Areale lokalisiert werden. Ob, welche Art und welches Ausmaß von Gewebeschaden (Muskelriss, Knochenbruch, Sehnenschaden etc.) im konkreten Fall vorliegt, muss dann durch andere (anatomische) bildgebende Verfahren (wie Röntgen, Ultraschall, CT, MRT etc.) durch den Tierarzt geklärt werden.
Anfällig gegenüber Umwelteinflüssen
Da bei der Thermographie die Oberflächentemperatur der Haut gemessen wird, kann diese bei nicht sachgemäßer Vorbereitung des Pferdes bzw. bei einem nicht idealen Untersuchungsort verfälscht werden.
Um diese Faktoren weitestgehend auszuschließen, bekommst Du vor der Thermographie eine genaue Anleitung, wie Du Dein Pferd vorzubereiten hast und wie der ideale Untersuchungsort ausgestattet sein sollte. Je genauer Du die Anweisungen befolgst, desto genauer werden die Messergebnisse!
Komplexe Analyse der Thermogramme
Die Analyse der Thermogramme scheint recht einfach, ist schlussendlich jedoch sehr komplex, da alle Erkenntnisse aus der Anamnese des Pferdes, den Gegebenheiten bei der Thermographie und den Beobachtungen aus der Bewegungsphase im Gesamtbild betrachtet werden müssen.
Geringer Bekanntheitsgrad bei Tierärzten
Häufig ist die Thermographie bei Tierärzten noch nicht so bekannt oder anerkannt, wie die "klassischen" anatomischen bildgebenenden Verfahren. Daher wird den Erkenntnissen aus der Thermographie manchmal Skepsis entgegen gebracht und ihre Vorteile und Chancen werden unterschätzt!